18:20 - Ein Alpinist des Geistes - Zur Erinnerung an Giwi Margwelaschwili

თარიღი : 08.06.2021

TeilnehmerInnen: Naira Gelaschwili, Alexander Kartosia, Jörg Sundermeier

Moderation: Cornelia Zetzsche

Lesung: Ulrich Noethen

Filmausschnitte: Kerstin Nickig

O-Töne: Cornelia Zetzsche

 

Giwi Margwelaschwili war der große Unbekannte und doch ein Jahrhundert-Autor mit einem einzigartigen, literarisch-philosophischen Werk. Ein Georgier in Berlin, ein Berliner in Tbilisi, ein Überlebender des Krieges und zweier Diktaturen. Ein Spracherneuerer und poetischer Rebell, ein Solitär aus Deutschland im sowjetischen Exil und deutschsprachiger Avantgardist hinter dem Eisernen Vorhang, der jahrzehntelang für die Schublade schrieb. Sein Wohnort war Tbilisi, seine Heimat die deutsche Sprache. Giwi Margwelaschwilis Leben liest sich wie ein Roman: 1927 in Berlin geboren als Sohn georgischer Emigranten. Der Vater Philosoph, die Mutter nahm sich das Leben als er vier Jahre alt war. Er wuchs zweisprachig auf, "linguistisch aus dem Häuschen", wie er sagte. Dann der Krieg, die Bomben, das Kriegsende im britischen Sektor Berlins, in den Jazzclubs von "Deuxiland", bis Vater und Sohn 1946 vom sowjetischen Geheimdienst verschleppt werden. Der Vater wird erschossen, Giwi Margwelaschwili landet im Lager Sachsenhausen, später bei einer fremden Tante in Tbilisi. Seine opulenten Bände zu „Kapitän Wakusch" und andere Romane erzählen von seiner Biographie. Literatur war seine Auflehnung gegen die Wirklichkeit, ein Fluchtweg in die innere Freiheit. "Buchpersonen" geben sich als Realpersonen aus und bestimmen das Geschehen. Sie befreien sich aus dem „Textkäfig“, treten aus ihren Geschichten, demonstrieren, reklamieren bessere Rollen für sich oder warnen den Autor.

Naira Gelaschwili, Germanistin, ehemalige Politikberaterin und Weggefährtin Giwi Margewelaschwilis, der Sprachwissenschaftler und Freund Alexander Kartosia und der deutsche Verleger Jörg Sundermeier erinnern an den großartigen Autor, der im März 2020 starb. Im Film von Kerstin Nickig, in Texten und Tönen ist er noch einmal zu sehen und zu hören. Ulrich Noethen liest aus Novellen und Romanen.

 

Bitte beachten Sie, dass alle Zeitangaben in GMT+2 sind.

 

Das Gespräch wird auf den Facebook- und youtube-Seiten des Literaturhauses Lettrétage und Writers‘ House of Georgia live gestreamt.

 

Das Gespräch können Sie hier anschauen.